Artikel im kleveblog am 17.08.2023
Kleve wurde bekanntlich so gründlich zerstört, dass ein Großteil der Erinnerungskultur auf im Boden versenkten Platten: „Hier stand…“ basiert, und anders als zum Beispiel in Dresden, wo halt der Schutt jahrzehntelang liegenblieb, haben die fleißigen Menschen der Stadt schnell alles, so gut es ging, wiederaufgebaut. Dabei verschwand vieles unwiederbringlich, zum Beispiel legendäre Hotel Maywald an der Nassauerallee, das im Bombenhagel unterging. Stattdessen machte sich auf dem Areal die Kreisverwaltung breit und breiter. Nun werden immerhin ca. 0,03 % der alten Bausubstanz der Öffentlichkeit wieder in ansprechender Form präsentiert (nachdem sie zuvor jahrelang eher stiefmütterlich behandelt worden waren): Im Außenbereich wurde nun ein Mauerrest des Hotels Maywald wieder aufgestellt. Eine Informationstafel liefert Details zur Geschichte des Hotels Maywald. Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm hat diese zusammengestellt.
Das edel und hochwertig eingerichtete Hotel Maywald galt um das Jahr 1900 als eine der besten Adressen in Kleve und war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zu den illustren Gästen des Hotels gehörten russische Prinzessinnen und Mitglieder des englischen Adels. Sie verbrachten in Kleve, das sich seit der Entdeckung einer Mineralquelle Mitte des 18. Jahrhunderts „Bad Cleve“ nennen durfte, einen Kuraufenthalt. Nachdem die Mineralquelle bereits 1914 versiegt war, brachte der Erste Weltkrieg den Kurbetrieb gänzlich zum Erliegen. Das machte auch den Klever Hotelbesitzern zu schaffen. Wilhelm Maywald und seine Frau Hermine mussten ihr Hotel im Jahr 1920 an den Schuhfabrikanten Gustav Hoffmann verkaufen, der es jedoch auch nicht vor dem Niedergang retten konnte. Bei dem schweren Bombenangriff auf Kleve am 7. Februar 1945 wurde das Hotel Maywald völlig zerstört. Die alliierten Truppen verwendeten den Bauschutt des Hotels zum Ausbau der Klever Straßen. Nur ein kleiner Mauerrest zeugt heute noch von dem prächtigen Gebäude, das prägend für die Hotelgeschichte der ehemaligen Kurstadt „Bad Cleve“ war.
In der Zeitschrift Rund um den Schwanenturm schrieb Wiltrud Schnütgen über das Hotel und den wiederentdeckten Mauerrest:
Das legendäre Grandhotel Maywald stand bis zum Zweiten Weltkrieg an der Nassauer Allee und bot von seiner Terrasse aus einen herrlichen Blick über die Niederung. Heute steht an dieser Stelle der südliche Teil der Klever Kreisverwaltung. Im nördlichen Teil in Richtung Moritzpark standen dagegen das Landratsamt sowie zwei größere Wohnhäuser.
Hans Akens hinterließ dem Klevischen Verein in seinem Nachlass Fotografien von Hotel Maywald aus dem Werk Ewald Steigers. In seinen Aufzeichnungen zu Klever Hotels schreibt Akens: »Im Hotel Maywald auf der Nassauer Allee spielte sich das Klever Gesellschaftsleben ab. Von Maywald bewirtschaftet wurde auch eine [Strand-]Terrasse, die direkt am Kermisdahl lag. Es fuhren zwei Boote über den Kermisdahl, eins hieß Beatrix und war ein Dampfboot. Es fuhr von ›Verfürth‹ neben Scho bis zu den ›Schwarzen Latten‹ [Anhöhe zwischen Kaskaden und Sternbuschklinik]. Maywald hatte eine eigene Bootsanlegestelle mit Restaurant-platz, oben eine Terrasse.«
In verschiedenen Sälen des Hotels hingen Gemälde des bekannten niederrheinischen Landschaftsmalers August Lüdecke. Motive waren die Klever Sagen vom Schwanenritter und Otto dem Schütz. »Familie Maywald war nur in den Sommermonaten selbst in Kleve. Im Winter fuhr die Familie in die Schweiz, das Hotel war allerdings ganzjährig geöffnet.« Hotel Maywald soll viele französische Gäste beherbergt haben. In das Hotel Robbers im Neuen Tiergarten etwa kamen eher Niederländer. Weiter berichtet Hans Akens: »Ende der [1920er]-Jahre verkaufte die Familie das Hotel an [den bekannten Schuhfabrikanten] Gustav Hoffmann. Er ist 1935 in den Räumen des Hotels Maywald [während eines Balls] verstorben. […] Später wurde das Hotel weiterverkauft, hieß ›Leuchtens‹ Hotel Maywald.« In einer Akte im Archiv des Klevischen Vereins sind Informationen über den Eigentumsübergang zu finden, dazu viele Details wie etwa Bilanzen.
Bis vor wenigen Jahren gab es einen kleinen Mauerrest des Hotels südlich des Kreishauses, daneben ein Infotäfelchen, das über den ehemaligen Standort aufklärte. Leider war diese Tafel mit einem falschen Datum versehen: Nicht am 7. Oktober 1944, sondern am 7. Februar 1945 war das Hotel im Bombenhagel untergegangen. In Rund um den Schwanenturm 29 (2005) berichtet Werner Nolden über die Zerstörung, derer er als Jugendlicher – untergebracht in der benachbarten Villa Hoffmann – Zeuge wurde. Jahrelang bemühte Nolden sich um eine Korrektur des Datums. Auch in Heft 37 (2013) werden der Mauerrest und die falschen Angaben thematisiert. Eines Tages war die Tafel dann demontiert – bei Umbauarbei- ten am Kreishaus im Jahr 2019 verschwand schließlich der Mauerrest.
Nachforschungen führten seit diesem Zeitpunkt schließlich im März 2022 zu einer erfreulichen Nachricht aus dem Kreishaus. Pressesprecherin Ruth Keuken: »Der in Rede stehende Mauerrest vom Hotel Maywald wurde während der Bauarbeiten an der Kreisverwaltung gesichert und lagert noch auf dem Gelände der KKB [Kreis Kleve Bauverwaltungs-GmbH]. Geplant ist, den Mauerrest wieder im Park zu platzieren und mit einer Erläuterungstafel zu versehen. Hierzu sind noch verschiedene Abstimmungen erforderlich.«
Veröffentlicht am 17. August 2023, 12:33 Uhr von rd, Quelle kleveblog
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